Spielwiese
Mit der Kohlekrise der späten 1950er und der 1960er Jahre begann der wirtschaftliche Strukturwandel an der Ruhr. Es galt, den Standort Ruhrgebiet generell attraktiver zu gestalten, um die Abwanderung in wirtschaftlich prosperierendere Regionen zu verhindern. Der arbeitenden Bevölkerung der 1960er Jahre stand zudem dank der Einführung der Fünftagewoche mehr arbeitsfreie Zeit zur Verfügung. In der Folge stieg der Bedarf an sinnvollen Freizeitangeboten und die Ansprüche an deren Qualität wuchsen.
Bereits in den 1930er Jahren hatte sich der SVR am Betrieb des Freibades um den Halterner Stausee beteiligt. Auch die »natürliche Umwelt« der Waldgebiete und des Ruhrtals hatte der Verband als Freiräume für die Erholung frühzeitig in den Blick genommen. Neben den gut zu erreichenden Stadt- und Volksparks zählten auch die meist seit den 1960er Jahren entstandenen Freibäder zu den beliebten Freizeitmöglichkeiten. Im Rahmen der Bundesgartenschau entstand 1959 der Westfalenpark in Dortmund. Er ist bis heute ein gelungenes Beispiel für ein populäres Ausflugsziel mit viel Grün inmitten einer Groß- und Industriestadt.
In den 1970er Jahren wurde im Ruhrgebiet mit den Revierparks ein neues, innovatives Freizeitkonzept umgesetzt. Leitidee war die Entwicklung von »Multifunktions-Freizeitanlagen«. Dies entsprach den Ergebnissen verschiedener Studien, in denen die Freizeitwünsche der Bevölkerung ermittelt worden waren. Die Grundstücke für die Revierparks wurden von den Kommunen zur Verfügung gestellt. Konzeptentwicklung, Bau und Betrieb wurden Betriebsgesellschaften übertragen, welche die Städte in Kooperation mit dem SVR gegründet hatten.
In den Revierparks sollten die Menschen ihre freie Zeit »gesund und erholsam« verbringen können. Der Schwerpunkt lag auf weiten begrünten Freiflächen mit Spielmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene, Wasserflächen in Form von künstlichen Seen, Schwimmbädern und Freizeithäusern für Veranstaltungen. Sportanlagen sollten von der gesamten Bevölkerung und unabhängig von Vereinen genutzt werden können. Entscheidend war auch die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Als erste Anlage eröffnete im Sommer 1970 der Revierpark Gysenberg in Herne. Bis 1979 folgten vier weitere Parks, in Nienhausen bei Essen und Gelsenkirchen, in Vonderort bei Bottrop und Oberhausen, Mattlerbusch in Duisburg-Hamborn und schließlich in Wischlingen in Dortmund. Parallel zur Entwicklung der Revierparks wurden zahlreiche weitere Projekte angestoßen. Das Freizeitzentrum Kemnade bei Bochum war eines der erfolgreichsten Beispiele.
Ab den 1970er Jahren bemühte sich der SVR zunehmend um einen Imagewandel des Ruhrgebietes, das Revier sollte auch für Touristen attraktiv werden. Unter der Marke »RuhrTour« werden seit 1979 Reisen in die Region vermarktet. Das Engagement für den Tourismus, verbunden mit einem zunehmenden Ausbau der Freizeitinfrastruktur, gewann in den folgenden Jahrzehnten – in denen aus dem SVR zunächst im Zuge der Verwaltungsreform der KVR und schließlich der RVR wurde – immer größere Bedeutung.