Verkehrsader
Stau im Ruhrgebiet hat Tradition. Bereits in den 1920er Jahren galt die Region als eine der am meisten belasteten Verkehrszentren in Europa. Mit dem allmählichen Siegeszug des Kraftfahrzeugs zeigte sich, dass das vorhandene Straßennetz den steigenden Anforderungen nicht gewachsen war. Hauptverkehrsstraßen führten meist mitten durch die Stadtzentren und an den zahllosen Plankreuzungen - ebenerdigen Bahnübergängen - kam es zu langen Staus vor geschlossenen Schranken.
Der Ausbau des interkommunalen Verbandsstraßennetzes – mit Straßen, die durch das gesamte Gebiet des SVR führten – sollte den Verkehr beschleunigen und die Gemeinden vom Durchgangsverkehr entlasten. Neue Verbindungsstraßen wurden gebaut, und alternative Routen zu bereits bestehenden Strecken etabliert. Mit der Planung neuer Straßenbahn- und Überlandbahnlinien sollte der öffentliche Nahverkehr gestärkt werden. Die Umsetzung dieser Vorhaben dauerte oft mehrere Jahrzehnte. Unser heutiges Straßennetz im Ruhrgebiet basiert auf den damaligen Planungen.
Der Bau der Verbandsstraßen oblag den Kommunen, während der SVR die Planung und Finanzierung übernahm. Die neuen Verbandsstraßen wurden mit Kürzeln benannt, die auf die geografische Orientierung verwiesen: »OW« stand für Ost-West-, »NS« für Nord-Süd-Verbindungen, diagonal verlaufende Trassen erhielten die Bezeichnung »D«. 1925 hatten die Bauarbeiten an der OW IV (der heutigen A40) begonnen. 1932 wurde der letzte Bauabschnitt bei Wattenscheid fertiggestellt. Ab 1952 waren die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe für die Verbandsstraßen zuständig.
Der stetig wachsende Personen- und Güterverkehr im Zeichen des Wirtschaftswunders erforderte einen weiteren Straßenausbau. Dies betraf vor allem die ehemalige Verbandsstraße OW IV, die seit 1949 als B1 oder »Ruhrschnellweg« bezeichnet wurde. Die »Verkehrsschlagader des Industriegebiets« erhielt nun vier Spuren. Abgeschlossen wurde der Ausbau 1963.
Schon vor der Automobilisierung der Gesellschaft spielte das Fahrrad eine wichtige Rolle für den Weg zur Arbeit und in der Freizeit. Bereits in den 1920er Jahren wurde mit dem Ausbau eines städteübergreifenden Radwegenetzes begonnen. Fahrradwege wurden seither meist seitlich entlang der Straßen angelegt. Mittlerweile gibt es interkommunale Fahrradrouten, die unabhängig vom Autoverkehr durch das Ruhrtal oder über stillgelegte Eisenbahntrassen führen.